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„Roggen”, erzählt Bastian Heuser, „ist das Ur-Getreide Europas.” Roggen wächst gut auf den kargen Brandenburger Böden, ist winterfest, ruppig und würzig. „Es ist wie die Seele Brandenburgs”, ergänzt er. Grund genug, daraus einen Whisky zu machen – einen Rye-Malt-Whisky aus Brandenburg. Im Oktober 2021 war es soweit. Dafür haben sich Heuser und seine Mitstreiter Sebastian Brack und Steffen Lohr von den Spreewood Distillers etwas Besonderes für die Fans des edlen Getränkes ausgedacht. Einen Members-Club mit exklusiven Angeboten.

Auch die Spreewood Distillers hat die Coronapandemie nicht verschont. „Aus der ruhigen Zeit nach Weihnachten sind wir direkt in die Pandemie gelaufen”, erinnert sich Heuser. „Unsere Umsatzströme haben sich seitdem total verändert.” Die Brennerei reagiert schnell, die treue Fanbase hilft. 2017 hatte man mit kleinen Schritten begonnen, aktuell werden 60.000 Flaschen im Jahr abgefüllt. Das Geschäft ist regional fokussiert, „um den Kirchturm herum”, sagt Heuser. Restaurants, Einzelhandel und das Geschäft vor Ort in Schlepzig bilden eine solide Absatzbasis. 2021 sollte der Export starten, sollten die Auslandsmärkte erobert werden. All das änderte sich schlagartig im Frühjahr 2020.

Not macht erfinderisch
Im Spreewald gebrannter und gereifter Whiskey. Fotos: © Spreewood Distillers

Für den ersten Whisky, der einhundertprozentig aus den Händen der neuen Besitzer stammt, starten die Whiskyspezialisten im März 2021 eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Startnext. „Wir wollen mit dem eingeworbenen Geld unter anderem Glasflaschen, Korken, Etiketten und Verpackung für den neuen Whisky finanzieren”, erklärt Heuser. Im Gegenzug erhalten die Geldgeber verschiedene Pakete. Darin nicht nur Gläser, Whiskyminiaturen, Tastings und Workshops, sondern obendrauf gibt es für ein Jahr die Mitgliedschaft im exklusiven „Stork Members Club”.     

Whisky „Made in Brandenburg“

Heuser war lange als weltenbummelnder Barkeeper unterwegs, schrieb für das Magazin Mixology, hat das Buch „Cocktailian – Das Handbuch der Bar“ mit herausgegeben, gründete mit Sebastian Brack und Steffen Lohr die Marketingagentur Small Big Brands und war Mitbegründer der Bar Convent Berlin. Seit 2016 betreibt er mit Brack und Lohr zudem die Spreewald-Brennerei Spreewood Distillers. Alle drei sind angetreten, um Whisky „made in Brandenburg“ international bekannt zu machen.

Ein wahr gewordener Traum

Als wahr gewordenen Traum beschreibt Heuser immer wieder die Gelegenheit, die sich ihm und seinen Partnern in Schlepzig bot. In dem 600-Seelen-Dorf im nördlichen Spreewald suchte Vorbesitzer Dr. Torsten Römer für seine Erlebnisbrennerei – die Spreewälder Feinbrand- und Spirituosenfabrik – einen Käufer. Eigentlich waren die drei nur auf der Suche nach einem Weihnachtspräsent für ihre Kunden. Doch die Brennerei, in der man auf mehr als 16.000 Quadratmetern alle Produktionsschritte und Reifestadien des Whiskys erleben kann, mit Verkostungsraum, Spirituosenbibliothek, Ladenflächen, Café und Biergarten, war eine einmalige Gelegenheit. „Uns war nach wenigen Sekunden klar, dass wir das machen wollen“, erinnert sich Heuser. „Es hat perfekt gepasst.“

Auf und ab in der Pandemie

„Im Sommer 2021″, erzählt der gebürtige Kölner, „war alles wieder prima.” Die Deutschen machten Urlaub im eigenen Land – auch im Spreewald. „Wir konnten aufholen, heute sind wir wieder da, wo wir im Frühjahr 2020 waren. Mit der MBG haben wir die gesamte Finanzierung angeschaut, alles neu aufgedröselt, Tilgungen ausgesetzt, Liquidität geschaffen. Es ist eine gute und langfristig angelegte Zusammenarbeit mit der MBG.”

Brandenburger Whisky-Trail

„Der Spreewald besitzt ein einzigartiges Mikroklima“, erklärt Bastian Heuser, „ein Sumpfgebiet, feucht, mild und wenig Wind, für die Fassreifung hervorragend geeignet.“ Der in Schlepzig gebrannte und gereifte Whisky ist schon mehrfach ausgezeichnet. Auch deshalb sieht Heuser touristisches Potenzial. In den USA, in Großbritannien und Irland gibt es sie bereits – die Whisky-Trails. Die Zeitschrift National Geographic fand im Februar 2021, dass unbedingt ein weiterer dazu gehört – in Brandenburg.

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