Das Insolvenzkaufhaus

Der Pleitegeier gehört unter den Unterneh­mern nicht zu den besonders beliebten Kreaturen. Für Tim Kemkes, Geschäftsführer von DealBird.de, einem Marktplatz für Insolvenzwaren, ist er so etwas wie ein Wappentier. Der aus dem Jiddischen ent­liehene Begriff „pletja gejer“ für den „Plei­tegeher“, den Bankrotteur, für jemanden, der sich davon macht, war zunächst eine scherzhafte Bezeichnung für den Kuckuck des Gerichtsvollzie­hers. Für Kemkes Kun­den ist der Pleitegeier allerdings Hilfe in der Not.
 
Mit seinem einmaligen Konzept macht Kemkes in seinem digitalen Insol­venz­kauf­haus neuwertige Warenbestände aus Insolvenzen, Überhängen oder Geschäfts-aufgaben zu Geld: Gut für Unternehmen in Notla­ge, die dadurch höhere Erlöse gene­rieren. Denn: „Klassische Verwerter be­zah­len häufig nur einen Bruchteil des realen Wertes einer Ware“, weiß Kemkes.

„In der Insolvenzverwertung“, sagt Tim Kemkes, „sind ziemlich viele Glücksritter unterwegs. Wir dagegen versuchen mit un­serem Konzept Win-Win-Win Situationen zu schaffen die unseren Kunden, dem Waren­inhaber und uns dabei helfen, langfristige Partnerschaften zu begründen“. Denn ge­rade im Insolvenzfall benötigen die be­tei­lig­ten Rechtsanwälte, Banken und Unternehmen Unterstützung bei der schnellen Be- und Verwertung der vorhandenen Waren. Hier hilft Dealbird mit Marktplatzstruktur, der Ermittlung der Marktpreise und einer kompletten Full-Service-Betreuung.

DealBird ist ein sogenannter Multichannel- Händler, der auf derzeit mehr als 15 Kanä­len wie etwa Dealbird.de, Ama­zon, Ebay, Kaufland oder Otto Produkte aus unterschiedlichsten Industrien anbietet. Das Be­sonde­re: 90 Pro­zent aller DealBird-Transaktionen laufen online. Dafür hat das Unter­- nehmen eine eigene IT-Infra­struktur ent­wickelt, trans­parent und ein­malig schnell. „15 Minu­ten nach dem Ein­treffen des Lie­ferfahrzeugs steht die Ware, versehen mit einer Art elektronischem Fingerab­druck, meist schon online“, erklärt Kemkes. 

Dazu liegt bei Dealbird besonderes Augen­merk auf dem Einkaufserlebnis für den kostenbewussten Endkunden. Insolvenzwaren ­– über 1.000 Marken aus Insolvenzen – Schuhe, Mode, Sportgeräte und -bekleidung, Spielzeug, Taschen, Koffer, Autoteile und vieles mehr, teilweise weit unter normalem Ladenpreis, fin­den sich im eigenen Webshop und auf den Plattformen. Fast 60.000 Artikel allein bei Amazon. Am neuen Firmenstandort in Beelitz lagern inzwischen bis zu 300.000 verschiedene Artikel auf insgesamt fast 7.000 Quadratmetern. 

Kemkes ist aufgewachsen in einer Unter­nehmerfamilie und hat Dealbird mit zwei Freunden gegründet. Für große Kanzleien und zentralregulierende Banken hat Kem­kes in den letzten 15 Jahren immer wieder klassische Insol­venzverwertungen betreut und diese Idee mit Dealbird.de konsequent weiterentwickelt. 

35 Prozent mehr Umsatz wird das Unter­nehmen 2023 erwirtschaften. „Gestartet sind wir mit 140.000 Euro, heute liegen wir bei etwa vier Millionen. Das hinterlässt Spu­ren. Wir haben eigentlich immer Finan­zie­rungsbedarf“, erzählt Kemkes. Auch des­halb hat er der MBG das DealBird-Kon­zept vorgestellt „Die hat es validiert und wir ha­ben einen langfristigen Partner gewon­nen, der uns auch machen lässt.“
Foto: DealBird