„Jeder Euro kommt 17-fach zurück“ – MBG im Interview

November 2024, Ein Gespräch mit Silke Baron und Steffen Hartung

Frau Baron, Sie sind jetzt fast ein Jahr als Geschäftsführerin bei der MBG tätig. Wie fällt ihr Fazit aus? Sind Sie gut angekommen? Was hat Sie in dieser Zeit bewegt?

Silke Baron: Es waren sehr spannende elf Monate. Ich bin großartig aufgenommen worden vom Brandenburger Team und auch von den Kollegen in Berlin. Ich habe das Geschäft, die Vorhaben und die Kunden kennengelernt, die wir begleiten. Die Zusammenarbeit läuft wunderbar, wir sind ein gutes Team. Wir haben bereits gemeinsame Projekte gestartet, etwa einen Strategieworkshop organisiert und eine neue MBG-Webseite sowie einen neuen Newsletter auf den Weg gebracht. 

Wie lief das Jahr 2024 für die MBG? Wie hoch war das Investitionsvolumen bisher?

Silke Baron: Grundsätzlich haben wir ein gutes Jahr hinter uns, das aber noch hinter den Jahren 2021 und 2022 zurückbleibt. Wir haben bereits Beteiligungen im Wert von mehr als elf Millionen Euro vergeben, was einem Plus von zehn Prozent entspricht. Im Vergleich zu 2023 haben wir einen Turnaround geschafft. Die Ausfälle sind höher als in den vergangenen Jahren, wobei wir uns noch auf einem normalen Niveau bewegen, wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet. Das führt für uns zu einer Bestandsverminderung und zu weniger Erträgen. Wir alle wussten aber, dass diese Ausfälle kommen werden. Es sind Nachwirkungen der Corona-Zeit. Außerdem hat sich das Konsumverhalten der Endverbraucher verändert, da die Kosten für Energie und Lebenshaltung gestiegen sind. Das merkt man besonders in Berlin, wo Handel, Dienstleistung und Gastronomie stark vertreten sind.

Steffen Hartung: Die diesjährigen Erfolge gehen in erster Linie auf Brandenburg zurück, Berlin hatte dagegen spürbar Schwierigkeiten, an die Vorjahre anzuknüpfen. Es stimmt, die Ausfälle kamen nicht unerwartet. Das liegt auch an der aktuellen Konjunkturlage. Man muss halt sagen: Wir sind wie der Winterdienst – wenn es nie schneit, braucht man ihn nicht. Aber wenn es losgeht, ist er umso wichtiger. Gerade haben wir eine schwierige wirtschaftliche Phase, in der deutlich wird, wie wichtig die Angebote der MBG sind und dass der Mittelstand uns braucht.

Wie ist die allgemeine Marktlage in Berlin und Brandenburg? Wie geht es dem Mittelstand? Merken Sie, dass Unternehmen zurückhaltender bei Investitionen werden?

Steffen Hartung: Die Ausgangslage in den beiden Bundesländern ist unterschiedlich. Berlin ist sehr einzelhandels- und dienstleistungsorientiert. Die schwache Binnenkonjunktur zeigt sich in den Bilanzen der bestehenden Engagements, aber auch in der Bereitschaft, Neues zu wagen. Die Unternehmen sind von der Kauflaune abhängig, aber die Leute wollen nicht richtig einkaufen gehen. Deshalb sind die Aussichten trüb. In der Gastronomie steigen die Preise und die Margen schrumpfen. Einigen Unternehmen gelingt es nicht, sich am Markt zu halten. Insgesamt merken wir daher eine Investitionszurückhaltung in Berlin. Nur im Handwerk sieht es noch etwas anders aus. Dort ist die aktuelle Auftragslage noch gut, es gibt Nachholeffekte aus den Vorjahren, jedoch nimmt die Dynamik ab.

Silke Baron: In Brandenburg ist 35 Jahre nach der Wende das Thema Nachfolge am wichtigsten. Unternehmen suchen überall Nachfolgeinteressierte, die den Mut haben, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen. Damit haben wir ein gutes Standbein für die MBG. Wir können einen zusätzlichen Eigenkapitalbaustein liefern, der notwendig ist, wenn es um eine Fremdfinanzierung geht. Im Großen und Ganzen sind die Unternehmer aber auch hier mit ihren Investitionsvorhaben zurückhaltend, da momentan nicht klar ist, welche Auswirkungen die Wahlen in den USA für Deutschland und für Brandenburg haben werden. Wir wissen auch nicht, welches Ergebnis die Bundestagswahlen bringen werden und welche Themen dann auf uns und die Unternehmer zukommen. Das führt zu einer erheblichen Unsicherheit. Hinzu kommt das Thema Fachkräftemangel. Wenn ich nicht weiß, wie ich meine Mitarbeiterschaft zukünftig ausstatten kann, dann überlege ich mir genau, was ich mit meinem Unternehmen mache. Wer keinen Nachfolger, keine jungen Mitarbeiter findet, der muss seine Geschäftstätigkeit einstellen.

Sie hatten es gerade erwähnt: Im Februar stehen die vorgezogenen Bundestagswahlen an. Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?

Steffen Hartung: Wir wünschen uns vor allem Kontinuität und einen sauberen Fahrplan. Ich glaube nicht, dass es vieler Konjunkturprogramme durch die Bundesregierung bedarf. Es muss dringend etwas für ein positives Investitionsklima mit belastbaren rechtlichen Rahmenbedingungen getan werden. Alle reden immer davon, aber bisher hat noch keiner etwas angestoßen. Wir haben noch immer eine überbordende Bürokratie und zu komplexe steuerliche Systeme. Es scheint auch, als wollten wir in Deutschland die Klimaziele schneller erreichen als der Rest der Welt. Man sollte sich fragen, ob das der richtige Weg ist. Wir sind schließlich ein Industrieland und wenn wir bei den Konjunkturdaten nicht noch weiter zurückfallen möchten, dann muss an den Bedingungen etwas geändert werden, so dass es Deutschland nicht mehr schwieriger hat als die anderen Länder um uns herum.

Silke Baron: Ich wünsche mir eine demokratische Regierung, die den Mittelstand vertritt. Die Leute brauchen jetzt Verlässlichkeit. Sie müssen planen können. Die Themen Gründung und Nachfolge sollten feste Bestandteile der Wirtschaftspolitik werden, denn sie betreffen nicht nur Brandenburg, sondern den gesamten Osten des Landes.

In Brandenburg laufen aktuell Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und BSW. Was erwarten Sie hier auf Landesebene?

Silke Baron: Ich erwarte von der künftigen Landesregierung, dass es gezielte Förderprogramme für Gründer und Nachfolger gibt.

Wie blicken Sie auf 2025? Was wird in den kommenden Jahren auf die MBG zukommen?

Silke Baron: Wir rechnen damit, dass die Lage 2025 noch verhalten bleibt und wir weiterhin ein erhöhtes Insolvenzgeschehen sehen werden. In den Jahren 2026/27 sollte sich die allgemeine wirtschaftliche Lage entspannen. Sicher ist, dass das MBG-Geschäftsmodell belastbar bleibt, denn wir können das Eigenkapital anbieten, um gute Konditionen bei Fremdfinanzierungen zu erhalten. So können wir die vielen anstehenden Nachfolgefinanzierungen unterstützen.

Steffen Hartung: Die politische Situation kann sich in den kommenden Monaten durchaus positiv verändern. Zuletzt wurde leider nicht mehr viel bewegt. Da wir im Moment im Vergleich zu den letzten Jahren eine durchschnittlich eher schlechte Lage haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bald wieder bessert, durchaus gegeben. Wenn man der Statistik vertraut, folgt auf ein schlechtes Jahr auch wieder ein eher besseres Jahr. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Abschließend eine grundsätzliche Frage: Warum ist die MBG mit ihren Angeboten im Markt der Finanzierungspartner wichtig für Deutschland?

Steffen Hartung: In Zeiten knapper Haushalte sind MBG und Bürgschaftsbank zwei der sinnvollsten Instrumente überhaupt. Wir kosten erst einmal nichts. Für die öffentliche Hand entsteht kein Liquiditätsaufwand und durch die Risikoteilung zwischen Hausbanken, MBG und Bürgschaftsbank sowie deren Garanten bzw. Rückbürgen gibt es immer einen Anreiz, nur Geschäfte einzugehen, die wirklich tragen. Die hohe Effizienz dieser Fördermittel kann man nicht oft genug betonen. Jeder Euro, den die öffentliche Hand in diesem Bereich ausgibt, kommt 17-fach zurück.

Silke Baron: Das ist wirklich wichtig, denn die MBG trägt direkt dazu bei, dass Arbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen werden und somit auch Steuereinnahmen fließen. Das lässt sich gar nicht aufwiegen.

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