Vollkommen unterversorgt
Auch wenn das „Bündnis Mensch & Tier“ den Esel zum Haustier des Jahres 2022 gekürt hat: Die Zahlen sind eindeutig. Katze und Hund bevölkern zu Millionen die deutschen Stuben. Inzwischen gibt es eine milliardenschwere Pet-Economy. Und da die Tier-Mensch-Beziehung hochemotional ist, braucht es für den Krankheitsfall auch die moderne Tierklinik. Am besten eine wie die Valera Tierklinik in Zehlendorf.
Wenn Clemens von Oswalds Tiere krank waren, landete er mit ihnen meist in der Tierklinik einer Berliner Universität. „Medizinisch eine ausgezeichnete Klinik“, erinnert sich Oswald, „aber alles drumherum könnte man auch anders machen.“ Warum nicht selbst, fragt er sich und gründet die Vetos Tierklinik GmbH.
Der klassische Tierarzt stirbt aus

2011 war Clemens von Oswald nach Berlin gekommen, nachdem er sein berufliches Leben als Pharmamanager in der ganzen Welt verbracht hatte: Sydney, Istanbul, Dubai. Zurück in Berlin beschäftigt er sich nach den Erfahrungen mit seinen kranken Tieren ausgiebig mit dem „veterinärmedizinischem Markt“. Seine Analyse: Berlin ist akut unterversorgt. „Ich war wie elektrisiert“, erzählt der 69-Jährige. „je länger ich mich mit dem Thema befasste, desto spannender wurde es.“ Der klassische Tierarzt sterbe aus, weiß von Oswald. „Irrsinnig viel Arbeit, mit der Idee der Work-Life-Balance kaum zu vereinbaren.“ Von Oswald will es anders machen. Die Idee für sein medizinisches Kleintierzentrum Valera ist geboren. Er prüft Anforderungen, schreibt Businesspläne. Drei Jahre sucht er den passenden Standort, denn die Tierklinik soll rund um die Uhr, sieben Tage die Woche offen sein, braucht genug Platz für den Auslauf der Tiere und die Unterbringung modernster Medizintechnik. Ein altes Betonprüflabor erfüllt schließlich die grundlegenden Voraussetzungen. Alles wird herausgerissen, komplett umgebaut und erneuert. „Wir haben den Klinikbetrieb in den Büroskelettbau eingeschoben“, erinnert er sich.
Die Crème de la Crème

Heute zieren farbenfrohe Fliesen die Wände der größten privaten Kleintierklinik in der Hauptstadtregion. Alles ist hell, die Ausstattung entspricht sogar humanmedizinischen Anforderungen. Patienten sind zu 95 Prozent Hunde und Katzen. In sieben Behandlungsräumen, zwei Operationssälen und einer Intensivstation kümmern sich inzwischen 35 Mitarbeiter um das Tierwohl, 20 davon Tierärzte. Viele von ihnen sind „European veterinary specialists“. „Die Crème de la Crème“, sagt von Oswald, „Neurologen, Dermatologen, Chirurgen“. Für die Diagnostik stehen Computer- und Magnetresonanztomograph und – einmalig in Deutschland – ein Endoskopieturm bereit. Alle Laboruntersuchungen finden direkt vor Ort statt. Die Ergebnisse liegen nach zehn Minuten vor. Sogar einen „Zahnarztstuhl“ gibt es.
„Unser Fokus liegt auf drei Säulen“, erzählt er, „exzellente medizinische Versorgung, Transparenz in der Behandlung und Kundenoroientierung.“ „Denn“, schmunzelt von Oswald, „wenn das Tier hustet, steigt auch die Herzfrequenz des Besitzers“. Die MBG war beim Projekt von Beginn an dabei. Die Frage, warum er sich in seinem Alter noch einmal in ein deratiges Abenteuer stürzen wolle, sei ihm bei der Finanzierung häufiger gestellt worden. „Das war eine wesentliche Klippe“, erinnert er sich. Die Nachfolgefrage war immer ein Thema.